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Peru
Ollantaytambo

Verbotene Wege mit Öffnungszeiten

Lesedauer: ca. 7 Minuten

Rund um Ollantaytambo befinden sich Ruinen aus der Inka-Zeit. Der Weg zu diesen Ruinen ist aber gesperrt. Oder vielleicht auch nicht.

Die Fahrtunterbrechung

Nach unserem Abstieg vom Machu Picchu nehmen wir am Abend unseren vorgebuchten Zug Richtung Cusco. Kurzentschlossen unterbrechen wir aber in Ollantaytambo die Fahrt und bleiben dort.

Seit ein paar Stunden regnet es wieder. Tropfnass und in unsere Mülltüten-Regenponchos eingepackt klappern wir die Unterkünfte des Orts ab. Wir müssen ein beeindruckendes Bild abgeben.
Letztendlich finden wir direkt am Hauptplatz eine preiswerte Unterkunft, eine ruhige Dachkammer über einem Restaurant. Perfekt.

Wir setzen uns an einen der überdachten Tische vor dem Restaurant, wärmen uns mit einer heißen Schokolade mit Rum auf und beobachten, wie es auf den menschenleeren Hauptplatz von Ollantaytambo regnet.

Ollantaytambo

Am nächsten Morgen sehen wir von unserem Dachzimmer aus bereits die Inka-Ruinen, die über den gegenüberliegenden Berg verteilt sind.

Wir frühstücken eine Kleinigkeit und dann machen wir uns auf den Weg.

Ollantaytambo überrascht uns. Wir hatten keine Vorstellungen, was uns hier erwartet, aber dass Ollantaytambo ein derart schöner Ort ist, damit haben wir nicht gerechnet. Die Häuser sind direkt auf die Mauern aus der Inka-Zeit aufgesetzt, mitunter sind die Eingänge noch originale Inka-Torbögen.
Ollantaytambo ist seit dem dreizehnten Jahrhundert durchgängig bewohnt, lese ich.

Wir verschieben also unsere Ruinen-Besichtigung und schlendern erstmal einige Zeit durch den Ort.

Hohes Risiko

Und dann landen wir an einem Durchgang, von dem aus ein Weg direkt den Berg hinauf zu den Inka-Ruinen führt. Etwas irritierend ist aber das Schild davor: Sofern ich es richtig übersetze, steht darauf, dass es sich um einen hoch riskanten Weg handelt und dass man nicht hinaufgehen soll. Bekräftigt wird diese Warnung durch einen Totenkopf. Und die Besuchszeiten sind von sieben Uhr morgens bis halb fünf. Ja, wie jetzt?

Wenn man ein Schild nicht versteht, ist es das einfachste, es zu ignorieren. Also gehen wir weiter, den Berg hinauf.

Die Ruinen sind natürlich nicht vergleichbar mit Machu Picchu, aber trotzdem ist es sehr beeindruckend hier. Nicht nur die Ruinen, sondern auch der Blick auf die bergige Landschaft um uns herum.

Auf der anderen Seite des Orts befindet sich die eigentliche Attraktion Ollantaytambos, eine riesige Festung aus der Inka-Zeit. Aber wir sehen, wie dort eine Busladung Touristen nach der anderen die Treppen hinauf geht, da bleiben wir lieber hier, bei unseren privaten Ruinen.

Wir wandern zu allen Ruinen, die erreichbar sind, denn manche Wege sind derart mit Gestrüpp überwachsen, dass man nicht durchkommt. Und einige Wege sind extra nochmal abgesperrt, was die Neugierde natürlich noch zusätzlich erhöht, aber wir müssen einsehen, dass diese Wege zu Recht gesperrt sind.

An einer der Ruinen hat es sich ein Panflötenspieler gemütlich gemacht und ist fleißig am üben. Das klingt nicht immer angenehm, aber irgendwie passt es gut hierher.

Die versteckten Ruinen

Nach unserer Ruinenbergwanderung gehen wir im Ort etwas essen. Und danach wollen wir, bevor wir zurück nach Cusco fahren, noch einen kleinen Spazierengang unternehmen.
Ich schaue in Open Street Map nach, wo es geeignete Wege geben könnte, und entdecke irgendwo an einem Fluss das Symbol für „archäologischen Fund“. Was auch immer dort gefunden wurde, das wird unser Ziel.

Es ist ein sehr schöner Weg, den wir da durch Zufall herausgesucht haben. Wir laufen Bauern über den Weg, die sichtlich überrascht sind, plötzlich Touristen zu begegnen, und erstmal ein kleines Schwätzchen mit uns halten.

Und dann stoßen wir erneut auf Ruinen. Eine kleine Siedlung muss das hier gewesen sein. Wir überlegen uns, was hier welchem Zweck gedient haben könnte. Wie Entdecker kommen wir uns vor, wie wir hier völlig alleine diese abgelegenen Ruinen inspizieren.

Touristenabzocke?

Zurück im Dorf wollen wir mit einem Sammeltaxi nach Cusco fahren. Die Fahrt kostet pro Person 15 Sol und vier Personen werden mitfahren, sagt uns der Fahrer.

Nachdem der Fahrer noch einen weiteren Fahrgast, eine Einheimische, akquirieren konnte, fährt er los. Dafür, dass wir nun nur zu dritt sind, sollen wir 15 Sol mehr bezahlen, erklärt er Nadine und mir, schließlich hätten wir es somit bequemer und müssten nicht mehr länger warten. Ich erwidere, dass ich gerne bereit bin, pro Person fünf Sol mehr zu bezahlen, wenn dies alle Fahrgäste gleichermaßen machen und nicht nur Nadine und ich, dann hätte er ja ebenso seine 15 Sol. Entrüstet lehnt die Frau meinen Vorschlag ab, sie würde auf keinen Fall mehr bezahlen. Aber wir als ausländische Touristen sollen das? Es ist kaum zu glauben, was sich nun für eine Diskussion entwickelt. Offensichtlich ist es in Peru üblich, dass man von Touristen jeden beliebigen Preis verlangen kann.

Etwas später, am Busterminal von Cusco, möchte ich mir eine Flasche Wasser kaufen und frage nach dem Preis. Ich zahle mit einem Schein und bekomme das Rückgeld als Münzen. Entgegen der Erwartung der Verkäuferin zähle ich nach. Natürlich stimmt es nicht. Sie gibt mir erneut Rückgeld, aber immer noch fehlt ein Sol. Daraufhin erklärt sie mir, dass das Wasser aus dem Kühlschrank einen Sol mehr kostet. Nun ja, dann möchte ich eben eines aus dem Regal, das ist mir egal, aber ich möchte es zu dem vereinbarten Preis, antworte ich. Es erfordert noch zwei weitere Runden, bis ich das richtige Rückgeld bekomme.

Mitunter macht Peru es mir ein wenig schwer, es zu mögen.

Land:Peru
Ort:Ollantaytambo
Reisedatum:08.01.2019 - 09.01.2019
Autor:Manuel Sterk
Veröffentlicht:14.01.2019
Leser bisher:310

Deine Meinung zu dieser Reiseerzählung:


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Nicht so toll
Ingrid Bettels
Wunderschöner Ort und sehr,sehr schöne Bilder. Doch die Abzocke, ist ja wohl nicht so toll.
Ingrid Bettels
Sehr schöne Bilder. Schade daß alles so sehr auf Tourismus aufgebaut ist, dabei ist es doch ein schönes Städtchen. Guter Bericht. Liebe Grüße ☺
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