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Costa Rica
Tortuguero - Manuel Antonio

Nationalpark-Hopping

Lesedauer: ca. 11 Minuten

Regenpause. Das ist unsere Chance für eine Bootstour durch den Nationalpark Tortuguero. Wir haben zwar nichts gebucht, vertrauen aber darauf, dass wir trotzdem einen Platz auf einem Boot bekommen werden.

Und kurz darauf sitzen wir auch schon in einem Kanu. Unser Führer paddelt, wir müssen gar nichts tun. Perfekt.

Der Mini-Amazonas

Der Nationalpark Tortuguero wird als eine Art Mini-Amazonas angepriesen. Ein Geflecht aus Flüssen und Lagunen, mitten in tropischem Regenwald.
Wer also an den Amazonas möchte, versehentlich aber in Mittelamerika anstatt in Südamerika gelandet ist, der sollte hierher kommen.

Und wer dabei keine Lust hat, sich so wie wir um alles selbst zu kümmern, der kann einfach ein Komplettpaket mit Unterbringung in einer der zahlreichen Dschungel-Lodges buchen. Costa Rica macht einem das Reisen wirklich einfach.
Und somit begegnen wir auch zahlreichen Rentner-Reisegruppen, die mit Motorbooten durch den Nationalpark geschleust werden.

Aber unabhängig davon, wie man hier unterwegs ist, es gibt auf jeden Fall viel zu sehen.

Wir werden immer weiter in das Flusslabyrinth des Nationalparks gepaddelt.

Dann, nach etwa zweieinhalb Stunden, ist es soweit. Wir haben schon darauf gewartet: Es fängt wieder an zu regnen.
Unser Führer meint nur, selbstverständlich regnet es, schließlich sind wir im Regenwald. Und dann paddelt er gemächlich zurück ins Dorf.

Der Jaguar-Weg

Vom Dorf aus führt ein Wanderweg ein kleines Stück durch den Nationalpark. Und diesen Weg wollen wir eigentlich noch gehen, schließlich haben wir ja schon den Eintritt für den Nationalpark bezahlt. Allerdings: Es regnet. Und wie.

Und als es dann endlich zu regnen aufhört, ist der Park bereits geschlossen. Wir gehen trotzdem zum Eingang und erwischen noch einen Wärter, der gerade die letzten Tore abschließt. Wir fragen nach, ob wir, bitte bitte, vielleicht doch noch rein dürfen. Und tatsächlich, wir bekommen die Erlaubnis.

Allerdings müssen wir noch zurück ins Dorf, Gummistiefel ausleihen. Denn die braucht man hier definitiv.

Der Weg ist zwar etwas nass, ansonsten aber wunderschön.

Und dann, nach einiger Zeit, sieht der Weg sogar aus wie ein Weg.

Auch hier begegnen wir zahlreichen Tieren, wobei die meisten allerdings keine Lust haben, solange zu warten, bis ich sie fotografiert habe.

Nach ein paar Kilometern erklärt uns ein mehrsprachiges Schild, dass wir hier nicht mehr weitergehen dürfen. Schade, bestimmt wird es ab hier richtig spannend.

Anderseits ist es gut, dass wir nun zum Umkehren gezwungen werden, denn demnächst wird es dunkel. Und so richtig angenehm ist es nicht, im Dunkeln durch den Dschungel zu spazieren.

Kurz vor dem Dorf sind immer wieder blinkende Geräte an den Bäumen angebracht, die auch noch Geräusche von sich geben. Diese dienen der Abwehr von Jaguaren, die sich hier im Nationalpark aufhalten und immer wieder diesen Weg genommen haben, um ins Dorf zu gelangen, lesen wir.

Sehr schade, dass wir keinen Jaguar gesehen haben. Anderseits bin ich mir aber auch nicht sicher, ob ich jetzt hier im dunklen Wald wirklich unbedingt einem Jaguar begegnen will.

Die Flucht

Natürlich regnet es wieder. Und hört nicht mehr auf. Wir haben mittlerweile die Nase voll von dem Regen und beschließen, morgen früh die nasse Karibikküste zu verlassen und zur hoffentlich trockeneren Pazifikküste zu wechseln. Costa Rica ist ein ziemlich kleines Land, also sollte dies an einem Tag problemlos machbar sein.

Bei der Verabschiedung fragen wir den Besitzer unserer Unterkunft, ob es hier eigentlich immer so viel regnet. Oh nein, antwortet er, das ist das erste Mal seit mindestens fünf Jahren, dass es hier so nass ist!

Wie auch immer, wir sind jetzt jedenfalls weg.
Zunächst fahren wir mit einem Boot eine gute Stunde bis nach La Pavona, das ist die nächstgelegene Ortschaft, die über eine Straßenanbindung verfügt. Von dort geht es mit einem Sammeltaxi nach Cariari. Und da müssen wir warten, weil der nächste Bus erst in eineinhalb Stunden kommt.

Also gehen wir zusammen mit dem Rest unserer europäisch-australischen Sammeltaxi-Besatzung essen.
Eine Mitfahrerin erzählt uns, sie hätte den weiten Weg nach Tortuguero auf sich genommen, weil sie sich dort mit ihrem Lover treffen wollte, wie sie es nennt. Allerdings ist dieser geflüchtet, als er mitbekommen hat, dass sie kommt. Und daher ist nun auch sie wieder abgehauen.
Irgendwie scheint zurzeit jeder aus Tortuguero zu flüchten, aus den unterschiedlichsten Gründen.

Jedenfalls fährt dann letztendlich unser Bus los, aber er fährt nicht lange, weil er mitten auf der Strecke den Geist aufgibt. Also warten wir auf einen Ersatzbus.

Dieser bringt uns dann in die Hauptstadt San José, wo wir mit einem Taxi ans andere Ende der Stadt fahren, um dort in den nächsten Bus einzusteigen. Zumindest hatten wir das so vor, denn wir sind leider zu spät, der Bus ist schon weg. Also warten wir zwei Stunden.

Jetzt haben wir nur noch dreieinhalb Stunden Busfahrt vor uns.
Costa Rica ist zwar ein kleines Land, aber man braucht hier trotzdem mitunter erstaunlich viel Zeit, um von A nach B zu kommen. Oder, wie in unserem Fall, von einem Ozean zum anderen.

Zum nächsten Nationalpark

Unser Ziel ist der Nationalpark Manuel Antonio. Dieser ist nicht nur ein Namensvetter von mir, sozusagen, sondern auch genauso alt wie ich.
Und außerdem gilt er als einer der weltweit schönsten Nationalparks.
Da müssen wir also unbedingt hin.

Unser Reiseführer preist die Stadt Quepos als optimalen Ausgangspunkt für den Besuch von Manuel Antonio an, insbesondere wegen der guten Hotels und der „florierenden Gastroszene“.

Gute Hotels? In unserer Unterkunft dort ist es so, dass sich keine Fenster öffnen lassen. Und selbst wenn man sie öffnen könnte, wäre es viel zu laut, wegen der unzähligen brummenden und klappernden Klimaanlagen drum herum. Wer gerne in einem Maschinenraum übernachtet, der wird sich hier wohlfühlen. Wir aber nicht.

Unser Zimmer zurückgeben können wir aber nicht, vorallem deshalb nicht, weil die Rezeption gar nicht mehr besetzt ist. Egal, wir suchen trotzdem etwas anderes. Aber alles, was wir hier in Quepos sonst noch finden, ist auch nicht viel besser.

Also heute Nacht kein Grillenzirpen, sondern Maschinenraum-Feeling. Dazu der laute Straßenlärm, brüllende Fernseher und die Musik der umliegenden Bars. Es gibt definitiv ruhigere Orte in Costa Rica.

Manuel Antonio

Der Nationalpark Manuel Antonio gilt als eine der Top-Touristenattraktionen Mittelamerikas. Und das, obwohl es der kleinste Nationalpark Costa Ricas ist. Man kann sich also gut vorstellen, wie es hier zugeht.

Und so sind wir ziemlich erstaunt, dass wir die meiste Zeit keine oder nur wenige Menschen um uns herum haben.

Die einzige Ausnahme ist der Bereich rund um das Restaurant. Logisch, denn dort, wo es etwas zu essen gibt, da halten sich die Touristen auf.

Und auch zahlreiche Tiere sind hier. Vermutlich aus demselben Grund.

Viele Touristengruppen sind hier mit Führer unterwegs. Man muss also nur hin und wieder zuhören, um alles Wissenswerte zu erfahren. Und um Tiere zu sehen, die man allein garantiert nicht entdeckt hätte.

Allerdings hat Nadine ihre Augen bereits derart gut trainiert, dass sie auch ohne Führer jeden Affen und jedes Faultier hoch oben in den Bäumen zuverlässig entdeckt. Beeindruckend.

Wir gehen einen Weg den Berg hinauf zu einem Aussichtspunkt, in der Annahme, dass diesen Weg sonst kaum jemand gehen wird, schließlich bedeutet bergauf gehen ja Anstrengung. Und wir haben recht. Hier sind wir fast allein.

Anschließend, wieder unten, gehen wir noch zu einem der zahlreichen Strände des Parks.

Dort sind mehr Leguane am Sonnenbaden als Menschen.

Ich hatte mir Manuel Antonio jedenfalls deutlich überlaufener vorgestellt.
Dass hier weniger los ist als gedacht könnte möglicherweise daran liegen, dass in den meisten Reiseführern und Internetseiten steht, dass der Park montags, also heute, geschlossen ist. Allerdings wurde dies kürzlich geändert, jetzt ist immer dienstags geschlossen. Womöglich werden somit morgen viele Leute vor verschlossenen Toren stehen. Wie gemein.

Wir jedenfalls fahren mit einem Bus zurück nach Quepos, holen unsere Rucksäcke vom Hotel ab und steigen in den ersten Bus, der Quepos wieder verlässt. Hier bleiben wir garantiert keine zweite Nacht.

Land:Costa Rica
Ort:Tortuguero - Manuel Antonio
Reisedatum:04.12.2021 - 06.12.2021
Autor:Manuel Sterk
Veröffentlicht:11.12.2021
Leser bisher:111

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