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Guatemala
Lago Atitlán

Der Waschsee mit spiritueller Bäckerei

Lesedauer: ca. 7 Minuten

Nach einer zweitägigen Anreise sind wir endlich in Panajachel am Lago Atitlán angekommen. Dort nehmen wir ein Boot nach San Pedro La Laguna, das auf der anderen Seite des Sees liegt, um uns da eine Unterkunft zu suchen.

Aber als wir in San Pedro aus dem Boot steigen, überlegen wir, gleich wieder umzudrehen. Denn der Ort präsentiert sich uns als Ansammlung eng an eng aneinander gebauter hässlicher Hotels, Touristen-Restaurants und Touranbieter.

Erst später entdecken wir, dass wir nur den Berg hoch gehen müssen, um in den richtigen Ort zu kommen.

Dort gibt es einen Markt, Leben und alles, was man brauchen könnte.

Wir finden ein einfaches, sehr schön gelegenes Hotel und bekommen dort ein Zimmer mit Blick auf den See. Perfekt.

Unsere Nachbarn

Am Rio Tatin war in unserer Unterkunft dort eine Gruppe von vier deutschen Männern, zwei von ihnen sind nach Guatemala ausgewandet, davon einer hierher an den Rio Tatin, und die anderen beiden sind wohl Freunde von früher, die zu Besuch bei ihnen sind.
Diese vier waren so laut, dass man sie überall gehört hat, obwohl die einzelnen Gebäude der Unterkunft weitläufig im Dschungel verteilt sind. Wir waren froh, als sie endlich weg waren und wir die restlichen Tage unsere Ruhe hatten.

Und jetzt, nein, das darf wirklich nicht wahr sein: Diese vier sind ausgerechnet ebenfalls in San Pedro gelandet.
Und sie haben sich dort ausgerechnet dasselbe Hotel wie wir ausgesucht.
Und sie haben ihr Zimmer an der selben Terrasse wie wir. Wo sie nun bis in die Nacht hinein sitzen, jeden Tag, und sich lautstark und ohne Pause in ihrem (zumindest in meinen Ohren) furchtbaren Dialekt unterhalten.

Ihr Geschwätz ist dumm, sexistisch und rassistisch. Kaum zu ertragen.

Wie kann man in ein Land wie Guatemala reisen oder sogar dorthin auswandern, und dann deren Einwohner als „Indianer“ und „Neger“ bezeichnen? Sie sind in meinem Alter, sie hatten also ausreichend Lebensjahre zur Verfügung, um über ihren Sprachgebrauch nachzudenken, auch wenn dieser während ihrer Kindheit vielleicht einmal üblich gewesen sein mag.

Aber genauso schlimm wie die Gesprächsinhalte ist die Lautstärke. Es gibt kein Entkommen.

Wir überlegen, uns eine andere Unterkunft zu suchen, entscheiden und aber dann doch dagegen. Denn uns gefällt es hier eigentlich ziemlich gut. Auch wenn es vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass mitten in der Küche, zwischen Kühlschrank und Weihnachtsbaum, Autos und Mopeds geparkt sind.

Als am Ende des Wochenendes das Auto ausgeparkt werden soll, muss hierzu zunächst der Rezeptionstresen und eine Verkaufsvitrine abgebaut werden. Und dann wird das Auto in Millimeterarbeit aus der Küche gefahren.

Der Waschsee

Von unserer Terrasse aus kann man direkt auf das Seeufer schauen - und als wir das das erste Mal tun, staunen wir nicht schlecht: Dort wird Wäsche gewaschen.

Überall am Ufer befinden sich hierfür fest installierte Waschsteine.

Während unserer Spaziergänge am See stoßen wir an jeder Ecke auf einen solchen Waschsalon, und wenn mal irgendwo keine Wäsche gewaschen wird, dann steht um die Ecke ein Mann im Wasser und rasiert sich gerade.

Auch dort, wo es in Guatemala keinen See und keinen Fluss gibt, stehen öffentliche Waschstellen zur Verfügung, wo man seine Wäsche und sich selbst waschen kann.

Ich bin mir sicher: Wenn ich das nächste Mal zuhause den Start-Knopf der Waschmaschine drücke, werde ich daran denken müssen, was für ein Luxus es eigentlich ist, über fließend Wasser und eben eine solche Maschine zu verfügen.

Die spirituelle Bäckerei

An einem unserer Tage am Lago Atitlán machen wir einen Spaziergang um den Teil des Sees, der Laguna genannt wird.

Bereits der erste Ort, durch den wir dabei kommen, San Juan La Laguna, überrascht uns.

Unten am See gibt es zahlreiche Beach-Bars mit Hängematten und gemütlichen Liegeplätzen, allerdings alle ohne auch nur einen einzigen Gast.

Und vom Anlegesteg aus bergauf gibt es eine mit Schirmen beschattete Straße voller Souvenirläden.

Wir sind hier offensichtlich in einem der touristischen Highlights der Region gelandet.

Wir gehen trotzdem weiter und genießen die mitunter wirklich wunderschöne Landschaft auf unserem Weg.

Etwa zwei Stunden später landen wir in einem weiteren interessanten Ort: San Marcos La Laguna.

Wer gerne Yoga machen oder meditieren möchte, wer Kunsthandwerk herstellen oder kaufen will oder wer auf der Suche nach Spriritualität ist, der wird hier vermutlich am richtigen Platz sein.

Leider ist die „spirituelle Bäckerei“ geschlossen, mich hätte wirklich sehr interessiert, was es hier für Backwaren zu kaufen gibt.

Der Zettel an der Tür verspricht: „We are upgrading the most delicious spiritual experience for you“

Land:Guatemala
Ort:Lago Atitlán
Reisedatum:29.11.2023 - 03.12.2023
Autor:Manuel Sterk
Veröffentlicht:04.12.2023
Leser bisher:60

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