Alle anderen Gäste des Hotels reisen ab.
Und dann verabschiedet sich auch das Besitzerehepaar des Hotels, sie müssten nach Santa Cruz und kämen übermorgen wieder, sagen sie uns, solange wären wir die Chefs hier.
Ähm, nun gut.
Vor ihrer Abreise stöbern sie uns im Dorf auf, was hier allerdings keine allzu große Herausforderung ist, und drücken uns den Haustürschlüssel in die Hand. Und dazu noch den Schlüssel für ihre private Küche, falls wir uns etwas kochen wollen.
Vielen Dank - und bis übermorgen dann!
Nun sind wir allein in diesem Hotel. Etwas merkwürdig ist das schon.
Die beiden haben von uns nichts, keine Daten, keinen Reisepass, kein Geld für die Übernachtungen, gar nichts. Und wir haben die Hotelschlüssel. Offensichtlich müssen wir einen ziemlich vertrauenswürdigen Eindruck hinterlassen haben.
Am beginnenden Abend schmeißt die Natur ihre Motoren an. Das Brummen und Pfeiffen und Zirpen wird immer lauter. Wir verlassen unser menschenleeres Hotel und wollen eine Kleinigkeit essen. Aber die Restaurants am zentralen Platz sind geschlossen. Auch dort ist es menschenleer. Zumindest fast.
Entsprechend ruhig ist es nachts.
Wenn nur die Katzen nicht wären. Obwohl uns die Hotelbesitzerin erklärt hat, dass sie Haustiere nicht leiden kann, gibt es hier eine Unmenge an Katzen, im Patio, auf den Dächern, überall. Und diese Katzen verbringen die ganze Nacht damit, sich gegenseitig anzumiauen. Das hört sich an, als ob um uns herum lauter Babys gequält weinen würden. Sehr gespenstisch.
Nadine pflückt ein paar Mangos vom Baum, damit wir Wurfgeschosse haben, um die Gespensterbabys vertreiben zu können.
Aber vorher muss ich eine Kakerlake jagen. In unserem Zimmer sitzt ein riesiges Exemplar dieser Spezies, und das wollen wir da nicht haben.
Allerdings gibt es zwei Probleme: Das erste ist, dass diese Kakerlake so groß ist, dass wir zunächst kein Gefäß finden, mit dem wir sie einfangen können. Aber mit einem Schubfach aus dem Kühlschrank sollte es gehen.
Das zweite Problem ist, dass diese Kakerlake fliegen kann. Kaum komme ich mit dem Gefäß in die Nähe, hüpft und fliegt sie wie wild durch die Gegend, man kann kaum verfolgen, wo sie nun hingeflogen ist. Ich sehe sie nirgends. Ist sie in meinen Haaren gelandet? Das wäre jetzt extrem eklig, finde ich. Aber nein, jetzt sehe ich sie wieder - und - gewonnen!
Diese Kakerlake sind wir also los.
Natürlich kennen wir den Spruch: Wo eine Kakerlake ist, da sind ganz viele. Aber wir wollen ja optimistisch bleiben.
Finsternis. Geräusche. Schatten. Wir sind allein hier. Gespensterbabys. Monsterkakerlaken.
Gute Nacht!
Land: | Bolivien |
Ort: | Buena Vista |
Reisedatum: | 16.12.2018 |
Autor: | Manuel Sterk |
Veröffentlicht: | 17.12.2018 |
Leser bisher: | 171 |
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Hättest Du ein passendes Rezept? Wenn ich bei Chefkoch.de nach "Kakerlake" suche, dann kommt zwar ein Treffer, und zwar für "gefüllte Kakerlaken", was ja schon mal sehr vielversprechend klingt, aber wenn man das aufruft, entpuppt es sich als Fake. Also sowas.
Liebe Grüße zurück!
Kakerlaken können nicht fliegen!
Dafür sind mir in den letzten Jahren aber ganz schön viele Kakerlaken um die Ohren geflogen.
Aber technisch betrachtet ist es wohl so. Allerdings können sie "auf kleine Distanzen herumflattern". Von einer Wand zur anderen oder vom Fenstersims haarscharf an meinem Gesicht vorbei, dafür reicht das offensichtlich.
Dazu Gehgeschwindigkeiten von mehr als 1,5 Metern pro Sekunde, wirklich beeindruckend diese Tierchen.