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Panama
Gamboa

Panamakanal und unsichtbare Tiere

Lesedauer: ca. 10 Minuten

Sowohl der Taxifahrer als auch wir haben diese Fahrt nicht wirklich freiwillig unternommen, aber nichtsdestotrotz sind wir nun in Gamboa angekommen.

Das Dorf besteht aus ein paar Holzhäusern, dazwischen wächst Gras mitten in der Straße und am Straßenrand sitzt ein Aguti und knabbert genüsslich an Nüssen herum.

Dieses Knabbergeräusch wird uns während des gesamten Aufenthalts in Gamboa verfolgen. Nicht nur im Dorf, sondern auch im angrenzenden Nationalpark scheint es unendlich viele dieser Tierchen zu geben, und diese machen offensichtlich nichts anderes als rund um die Uhr zu knabbern.

Unabhängig davon macht Gamboa auf uns einen, nun ja, etwas speziellen Eindruck.

Immerhin gibt es hier zahlreiche Sportplätze:

Am einzigen Restaurant des Orts befindet sich auch der einzige Supermarkt, der, wie in Panama üblich, von Chinesen betrieben wird. Dort kaufen wir etwas zu trinken und starten die Unterkunftssuche.

Mangels Angebot gestaltet diese sich etwas schwieriger als erwartet. Aber über ein paar Umwege und ein paar Stunden später haben wir dann trotzdem etwas: Ein komplettes Haus mit vier Schlafzimmern und insgesamt über 250 Quadratmetern Wohnfläche.

Plus Garten und riesiger Terrasse. Nur für uns allein.

Wir sind auf unseren Reisen kleine Hostel-Zimmer gewohnt und wissen somit anfangs nicht so recht, was wir mit soviel Platz anfangen sollen. Aber an Luxus gewöhnt man sich bekanntlich recht schnell.

Der Panamakanal

Bei Gamboa mündet der Rio Chagres in den Panamakanal. Laut Open Streetmap fließt das Wasser von hier in beiden Richtungen den Kanal flussabwärts. Wenn das so stimmt, befinden wir uns somit gerade exakt am Scheitelpunkt des Panamakanals. Interessant.

Direkt an der Einmündung führt eine Eisenbahnbrücke über den Fluss. Doppelstöckig werden hier Container zwischen Atlantik und Pazifik hin- und hergefahren.

Auf derselben Brücke hat früher neben den Bahngleisen auch die Landstraße den Fluss überquert, aber die Zufahrt ist nun abgesperrt. Da über diese Landstraße hauptsächlich Reisebusse gefüllt mit übergewichtigen US-amerikanischen Touristen fahren, wird dies für die Brücke vielleicht zu viel geworden sein, könnte man vermuten.

Ein Stück weiter klettern wir über die Bahngleise und stehen dann direkt am Panamakanal.

Ein Frachtschiff fährt gerade an uns vorbei Richtung Atlantik. Dahinter sehen wir ein noch viel größeres Frachtschiff und wir warten, bis es zu uns kommt.
Aber es kommt nicht. Seltsam.
Es dauert eine Weile, bis wir kapieren, dass es in die andere Richtung fährt, zum Pazifik.

Das ist eigenartig. Denn als wir vorgestern am Besucherzentrum der Einfahrtsschleuse Miraflores waren, wurde uns dort erklärt, dass der Panamakanal als Einbahnstraße genutzt wird: Vormittags in die eine Richtung, nachmittags in die andere.

Eines der beiden Frachtschiffe ist also als Geisterfahrer unterwegs, mutmaßen wir.

Unsichtbare Tiere

Einen kurzen Fußmarsch weiter beginnt die Pipeline Road, ein rund 17 Kilometer langer Weg durch den Nationalpark. Er wurde während des zweiten Weltkriegs durch die USA zur Wartung einer Öl-Pipeline angelegt, die allerdings niemals genutzt wurde.

Nach den ersten zwei Kilometern kommt man zu einem Aussichtsturm. Bis hierher muss man sich den Weg mit US-amerikanischen Touristen teilen, die entweder im Bus (das ist die Regel) oder zu Fuß (das ist die Ausnahme) unterwegs zu diesem Aussichtsturm sind.

Mehrmals werden wir gefragt, ob wir hier irgendwelche Tiere gesehen hätten. Dabei sind die unzähligen Affen eigentlich nicht zu übersehen, man muss nur auf Bewegungen in den Bäumen achten. Und die Brüllaffen kündigen sich sogar lautstark an. Zudem ist der Wald voll mit knabbernden Agutis.
Und hin und wieder begegnet man auch Faultieren, wobei ich sie nur entdecke, wenn sie sich bewegen, was bei Faultieren natürlich nicht allzu häufig der Fall ist. Nadine hingegen besitzt die Fähigkeit, auch ein schlafendes Faultier hoch oben in den Baumwipfeln zu entdecken.

In einem dichten Baum im Dorf hat sie sogar einen still sitzenden Uhu entdeckt. Beeindruckend.

Jedenfalls wundern sich alle, was wir hier bereits gesehen haben, während sie wohl kein einziges Tier entdeckt haben. Wir könnten den Tipp geben, dass man vielleicht als ersten Schritt einfach mal etwas leiser sein sollte, aber wir sparen uns das und lassen die Wandergruppen lärmend an uns vorbei ziehen.

Und nach dem Aussichtsturm haben wir dann den riesigen Nationalpark für uns allein.

Spaziergänge im Grünen

Es gibt noch zahlreiche weitere Wege durch den Nationalpark, aber soweit muss man eigentlich gar nicht gehen: Ein paar hundert Meter nach unserem Haus gibt es einen wunderschönen Weg durch den Wald zum Rio Chagres.

Wenn man gerade frisch aus dem deutschen Winter kommt, tut so viel Grün wirklich sehr gut.

Das Hotel

Wir könnten es problemlos noch länger in unserem riesigen Haus hier aushalten, aber wir möchten eigentlich noch mehr von Panama sehen als nur Gamboa, daher nehmen wir nach zwei Tagen schon wieder Abschied.

Bevor wir uns in den Bus setzen, möchten wir aber noch einen kleinen Spaziergang unternehmen.

In unmittelbarer Nähe zum Ort befindet sich eine Hotelanlage, die einem Touristen alles bietet, um den Wald zu erkunden, ohne dass man sich um etwas kümmern muss. Man kann sich hier sogar in einer Art Seilbahn durch den Wald fahren lassen, wenn man nicht selbst gehen möchte. Dieses Angebot wird von dem Publikum dieses Hotels vermutlich gut angenommen, kann ich mir vorstellen.

Jedenfalls hat dieses Hotel ein paar Wege in den Nationalpark hinein angelegt, und das nutzen wir aus.

Hoffentlich wird die erwähnte Seilbahn besser in Schuss gehalten als die Wege hier, denn insbesondere die Brücken sind in einem etwas bedenklichen Zustand.

Nach ein paar Kilometern führt der Weg durch Plantagen hindurch und danach zu einem kleinen Dorf, das sich am Rand eines Sees befindet. Vermutlich ist dieser See und der damit verbundene Rio Chagres der eigentliche Zugang zu diesem Dorf, denn eine Straße oder etwas ähnliches gibt es hier nicht.

Kurz vor dem Dorf entdeckt uns ein Hund. Und nun begleitet er uns den kompletten Weg zurück nach Gamboa.

Beim Hotel trennen sich dann unsere Wege. Was der Hund hier vorhat, weiß ich nicht, aber wir werden in unserem riesigen Haus ein verspätetes Frühstück zu uns nehmen und danach versuchen, Gamboa zu verlassen. Noch können wir nicht ahnen, dass das gar nicht so einfach sein wird.

Land:Panama
Ort:Gamboa
Reisedatum:05.03.2023 - 07.03.2023
Autor:Manuel Sterk
Veröffentlicht:16.03.2023
Leser bisher:41

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Regine Friederich
Bleibt die Frage offen, warum Nadine wohl so auf schlafende Faultiere spezialisiert ist?
Daniel
Faultiere können Faultiere am besten erkennen :-P
Nadine
Dani ????
Daniel
Wer denn sonst? ;-)
Manuel
Diesen Kommentar hätte ich mich jedenfalls nicht getraut...
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