Die beiden einzigen Geldautomaten in Lívingston spucken kein Geld aus. Das ist schlecht, denn morgen möchten wir Lívingston verlassen und uns in einer Lodge im Dschungel einquartieren. Dort ist keine Kartenzahlung möglich und unser Bargeldvorrat ist beinahe erschöpft.
Die Leute hier schicken uns zu diversen Läden, bei denen man auch Bankgeschäfte abwickeln kann, darunter angeblich auch Geldabheben. Leider geht das aber nur mit einer lokalen Bankkarte, erfahren wir vor Ort. Und außerdem sollte man diesen Läden nicht trauen, außer einem ganz bestimmten, sagt uns eine hilfsbereite Frau, die uns dann gleich zu dem angeblich vertrauenswürdigen Laden führt. Aber auch dort bekommen wir kein Geld.
Lívingston hat keine Straßenanbindung, wir können also nicht einfach einen Bus oder ein Taxi nehmen, um in einem anderen Ort zu versuchen, an Geld zu kommen.
Wir könnten nur mit einem Boot in die Hafenstadt Puerto Barrios fahren und dort unser Glück versuchen. Eine zeitaufwändige und teure Möglichkeit, aber vielleicht die einzige.
Einfach so lange in Lívingston bleiben, bis es hier wieder Geld gibt, können wir leider nicht: Lívingston ist komplett ausgebucht.
Denn, was wir im Vorfeld nicht wussten, ist, dass ausgerechnet dieses Wochenende in Lívingston das größte Fest des Jahres stattfindet, der Nationalfeiertag der Garifuna-Bevölkerung dieser Region mit ihrer afrikanisch verwurzelten Kultur und Musik. Und da wollen wohl alle hin.
Und deswegen wollen (oder müssen) wir in den Dschungel flüchten.
Für heute Nacht haben wir noch ein Zimmer ergattern können. Es liegt ganz vorne in einem Gebäude über dem Wasser. Man kommt zwar etwas mühsam dort hin, nämlich über eine schmale Treppe durch eine Luke hindurch mit einer Falltüre darüber, aber wenn man mal drin ist, ist es ein tolles Zimmer.
Aber dieses Zimmer ist nur noch heute verfügbar. Dann müssen wir weg. Aber ohne Geld wird das schwierig.
Die Besitzerin eines der Bankgeschäfte-Läden ist optimistisch: Vielleicht funktionieren die Geldautomaten ja später, wenn es im Ort wieder Strom gibt.
Was? Wieder Strom?
Tatsächlich, das ist uns gar nicht aufgefallen: Abgesehen von den Geldautomaten ist hier im Ort alles aus.
Dass uns das nicht aufgefallen ist, liegt vermutlich daran, dass der Stromausfall irgendwie keinerlei Auswirkungen hat.
Da die Geschäfte als Kassensystem sowieso nur alte Taschenrechner benutzen, kann hier in der Einkaufsstraße alles ganz normal weitergehen.
Unser Plan ist nun, erstmal ein wenig die Karibikküste entlang zu spazieren, da soll es nach ein paar Kilometern schön gelegene Wasserfälle geben. Dann werden wir weitersehen.
Als wir ein paar Stunden später zurückkommen, gibt es immer noch keinen Strom.
Nach und nach stellen einzelne Läden mobile Notstromaggregate auf die Straße, Livingston verwandelt sich in einen gigantischen Motorraum.
Die Abgase der Notstromaggregate vermischen sich mit dem Geruch der zum Trocknen ausliegenden Fische zu einem ganz speziellen Duft.
Wir versuchen es an einem der Geldautomaten. Ohne Erfolg. Dann probieren wir es auch an dem zweiten - und - wir können es gar nicht glauben - der Automat spuckt tatsächlich Geld aus!
Sicherheitshalber heben wir gleich noch einen zweiten Stapel Geld ab. Unsere Reise kann weitergehen.
Land: | Guatemala |
Ort: | Lívingston |
Reisedatum: | 22.11.2023 - 24.11.2023 |
Autor: | Manuel Sterk |
Veröffentlicht: | 30.11.2023 |
Leser bisher: | 63 |
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