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Thailand
Lopburi

Essen und Feste

Lesedauer: ca. 9 Minuten

Wie stehen in Ayutthaya am Bahnhof und warten auf unseren Zug. Die Musik aus den Lautsprechern wechselt, nun klingt es militärisch. Die Nationalhymne? Alle verlassen die Wartebänke und stellen sich hin, sie stehen stramm. Bis zum letzten Takt, dann setzen sie sich wieder.

Eine große Glocke wird betätigt. Uniformierte Beamte winken den einfahrenden Zug mit Fahnen zur richtigen Halteposition.
Wir steigen ein.

Tiere in Lopburi

Gut zwei Stunden später verschlafen wir beinahe unseren Zielbahnhof Lopburi. Aber wir schaffen es gerade noch rechtzeitig, vor Abfahrt des Zuges auszusteigen. Wobei, da die Türen auch während der Fahrt durchgängig geöffnet sind, hätten wir problemlos auch noch nach der Abfahrt aussteigen können.

Lopburi ist die Stadt der Affen. Und diesen Affen habe ich eine eigene Reiseerzählung gewidmet.
Aber die ersten Tiere, die wir in Lopburi sehen, sind dennoch keine Affen, sondern Elefanten. Auf einem Lastwagen.

Und etwas später landen wir auf einem Markt, wo uns Schweine anstarren. Oder zumindest deren Köpfe.

Was es hier nicht alles zu kaufen und zu essen gibt!

Thailändisches Essen

Das Essensangebot, das wir bisher in Thailand kennenlernen durften, ist, nun ja, sagen wir einmal: interessant.

Wenn man an den Essens- und Marktständen vorbei schlendert, kommt man unweigerlich ins Staunen.

Manche Speisen kann man gut identifizieren, bei dem meisten ist es uns aber ein Rätsel, was das jeweils sein könnte. Und da die Beschriftung an den Ständen in der Regel nur auf thailändisch ist und weil so gut wie niemand englisch spricht und somit auch nichts übersetzen oder erklären kann, bleibt nichts anderes übrig, als zu probieren. Wer Fleisch isst und mutig ist, wird hier sicherlich einige Delikatessen entdecken können. Vor allem, wer auf frittiertes Zeug steht. Aber wir bleiben zumeist im Ungewissen.

Immerhin erkennen wir mittlerweile die Stände mit frittierten Insekten und Würmern bereits von weitem, und zwar am Geruch. Um es positiv auszudrücken.

Sich vegetarisch zu ernähren ist eine Herausforderung.

Im Vorfeld unserer Reise hat man uns erklärt, eine Eigenart der Thailänder wäre, dass sie niemals direkt Nein sagen. Das können wir so nicht bestätigen. Denn sobald wir in einem Restaurant nachfragen, ob es auch vegetarische Gerichte gibt, bekommen wir zumeist ein ziemlich direktes Nein als Antwort.

Nur die Köchin in einem Restaurant gestern in Ayutthaya war flexibler: Kurzerhand bittet sie Nadine zu sich in die Küche, um sich zeigen zu lassen, aus welchen der vorrätigen Zutaten sie für uns ein Essen kochen soll.

Auch dann, wenn es in einem Restaurant eine für uns lesbare (also nicht nur auf thailändisch sondern auch auf Englisch geschriebene) Karte gibt, ist man vor Überraschungen nicht sicher. So entpuppt sich beispielsweise der „Spicy glass noodle salad“ als ein Hackfleischgericht mit Glasnudeln.

Aber heute haben wir Glück: Wir finden ein Restaurant, das in seiner Karte sogar extra gekennzeichnete vegetarische Gerichte hat.

Allerdings ist es dann so, dass diese vegetarischen Gerichten zumeist mit Hühnchen oder mit Meeresfrüchten sind.

Ausgebuchte Ruinen

Im Reiseführer steht, dass die Ruinenstadt von Sukhothai Unesco-Weltkulturerbe und Zeuge des ersten großen Machtzentrums der Thais ist und als absolutes Muss gilt, wenn man das erste Mal in Thailand ist.

Also gehen wir zum Bahnhof und wollen ein Zugticket für morgen nach Phitsanulok kaufen, von dort kommen wir dann mit dem Bus weiter in eben dieses Sukhothai.
Aber so einfach ist es diesmal nicht. Wir erfahren, dass die Züge bis auf den letzten Platz ausgebucht sind. Zum Beweis zeigt uns die Ticketverkäuferin ihren Bildschirm, wo in jeder Spalte nur die Zahl Null steht.

Aber wir ergattern dann doch noch zwei Dritte-Klasse-Tickets für einen Bummelzug. Besser als nichts.

Als wir dann wieder zurück bei unserer Unterkunft sind, laufen direkt davor die Vorbereitungen für einen Umzug, der heute noch in Lopburi stattfinden wird. Was uns hier alles geboten wird!

Wir nutzen die Zeit bis dahin und schauen in Booking.com nach, was für Unterkünfte es in Sukhothai so geben wird. Und schon wieder werden wir überrascht: Die nächste verfügbare Unterkunft ist fünfzig Kilometer von Sukhothai entfernt. Kann das sein?

Klar, es gibt immer deutlich mehr Unterkünfte, als Booking & Co. im Internet anbieten, aber dass keine einzige Unterkunft angeboten wird, das macht uns stutzig.
Vor allem, weil am nächsten Tag wieder endlos viele Zimmer frei sind.

Wir werden dieses Rätsel nicht lösen können, denken wir. Also gehen wir noch einmal zum Bahnhof, und zwar um unserere Tickets umzutauschen gegen welche für den Folgetag, an dem es ja wieder Unterkünfte in Sukhothai gibt.

Und somit haben wir nun einen zusätzlichen Tag in Lopburi, den wir ausgiebig nutzen, um durch die von Affen bevölkerten Straßen zu schlendern.

Das Fest

Als wir uns am Abend auf den Weg machen, etwas (hoffentlich vegetarisches) zu essen zu finden, werden wir vom Besitzer unserer Unterkunft abgefangen.
Ein paar Kilometer die Hauptstraße weiter würde ein großes Fest stattfinden, erklärt er uns.

Und dann bekommt Nadine ungefragt ein Blumengesteck mit Kerze und Räucherstäbchen in die Hand gedrückt. Das müsse sie bei diesem Fest ins Wasser lassen. Warum genau, das haben wir nicht verstanden, aber da Nadine ja nun sozusagen einen Auftrag hat, müssen wir wohl dorthin. Also machen wir uns auf den Weg, Nadine mit dem Blumengesteck in der Hand.

Die letzten Kilometer lassen wir uns von einem Sammeltaxi mitnehmen, es ist doch deutlich weiter als gedacht.

Das Fest ist wirklich riesig, die komplette Innenstadt ist bunt beleuchtet, es gibt zahlreiche Bühnen, unzählige Marktstände bieten Essen an.

Wir gehen zum Wasser, damit Nadine dort auftragsgemäß ihr Blumengesteck hinein lassen kann.

Später recherchieren wir, was das hier eigentlich für ein Fest ist: Loi Krathong.
Dieses Fest wird landesweit gefeiert und ist eines der berühmtesten und wohl auch schönsten Feste in ganz Thailand, steht im Internet.
Und einer der besten Orte für dieses Fest ist: Sukhothai.

Aha! Das Rätsel der nicht verfügbaren Unterkünfte hat sich also doch noch gelöst.

Vielleicht sollten wir uns zukünftig im Vorfeld etwas besser informieren und nicht immer nur einfach überraschen lassen, überlegen wir.

Wir bewundern noch einige Zeit die Lichtinstallationen und das Treiben um uns herum, bevor wir das Fest verlassen.

Bei einem Blick in den Himmel wundern wir uns, was mit dem Mond passiert ist. Aus dem Vollmond wurde eine dicke Sichel. Eine Mondfinsternis?
Wir sollten uns zukünftig wirklich besser informieren...

Und kaum haben wir das Veranstaltungsgelände verlassen, wird dort ein großes Feuerwerk gezündet.

Die Weiterfahrt

Am nächsten Morgen sitzen wir (sozusagen mit einem Tag Verspätung) in unserem Bummelzug. Das thailändische Paar gegenüber an unserem Viererplatz stinkt derart nach Alkohol, dass man vermutlich schon vom Einatmen derer Ausdünstungen betrunken wird.

Sie zappelt hin und her, dann steht sie auf und geht Richtung Tür, um zu rauchen. Er verschwindet kurz darauf mit einer Tüte in der Hand. Als er wiederkommt dauert es nicht lange, bis er schweißnass in sich zusammensackt.

Das also sind unsere Reisebegleiter für die nächsten fünf Stunden Zugfahrt.

Land:Thailand
Ort:Lopburi
Reisedatum:07.11.2022 - 09.11.2022
Autor:Manuel Sterk
Veröffentlicht:13.11.2022
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