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Willkommen in Bolivien

Lesedauer: ca. 5 Minuten

Uyuni ist unsere erste bolivianische Stadt. Und dort werden wir von Klopapier, beerdigten Dampflokomotiven und eiskaltem Wind begrüßt.

Klopapier

Das erste, das wir in Uyuni sehen, sind die riesigen Berge an Klopapierrollen, die sich vor den Einkaufsläden auftürmen. Und das ist ziemlich erstaunlich, denn in Bolivien gibt es eigentlich nirgends Klopapier. Zumindest nicht auf den Toiletten.
Jeder Reisebericht über Bolivien enthält ein Kapitel über Klopapier. Beziehungsweise über nicht vorhandenes Klopapier. Selbst in den teuersten Hotels soll es demnach keines geben.

Und auch unser Reiseführer empfiehlt: „Carry toilet paper with you wherever you go, at all times!“

Immerhin ist es beruhigend zu wissen, dass man Klopapier offensichtlich in ausreichenden Mengen einkaufen kann, das wird die Befolgung des obigen Ratschlags erleichtern.

Der Zugfriedhof

In Uyuni gibt es einen Zugfriedhof: Unzählige verrostete Dampflokomotiven stehen hier herum. Nicht hergerichtet, nicht in irgendeiner Form wie in einem Museum präsentiert, sondern schlichtweg sich selbst und dem Verfall überlassen. Ein Friedhof eben.

Nichts ist hier gesichert, man kann überall herumklettern, das ist der reinste Abenteuerspielplatz für Erwachsene.

Und plötzlich fährt ein kleines gelbes Schienenfahrzeug vorbei. Es stattet seinen verstorbenen Großeltern einen Besuch ab, so könnte man denken.

Eiskalter Wind

Hier in Uyuni endet unsere dreitägige Jeep-Tour durch die Hochebene und die Salzwüste. Wir könnten nun gleich mit einem Bus weiterfahren, beispielsweise nach Potosí, zumindest wird das so empfohlen. Denn hier in Uyuni gibt es so gut wie nichts, außer einem eiskalten Wind, lese ich im Reiseführer.

Das wollen wir überprüfen, also bleiben wir erstmal da und suchen eine Unterkunft für die Nacht.

Die Aussage über den eiskalten Wind stimmt jedenfalls schon mal. Der Wind ist so kalt, dass unsere Handtücher gefrieren, als wir sie zum Trocknen über die Balkonbrüstung hängen. Und neben unserem Zimmer gibt es eine Küche, die eigentlich perfekt wäre, um sich dort aufzuhalten, aber es zieht trotz geschlossener Fenster und Türen derart, dass man es hier kaum aushalten kann.

Sightseeing

Wir starten eine kleine Sightseeing-Tour durch Uyuni. Und stoßen dabei auf den Bahnhof. Von dem tatsächlich Züge abfahren, zumindest alle paar Tage einer. Wir überlegen, ob wir unsere gerade erst erarbeitete Reiseroute wieder ändern sollen, um mit einem dieser Züge mitzufahren, verwerfen diese Idee aber dann doch wieder.

Auf der Straße vor dem Bahnhof sind einige alte Eisenbahn-Fahrzeuge ausgestellt. Ziemlich interessant, finde ich, also von wegen in Uyuni gibt es nichts zu sehen.

Direkt hinter dem Bahnhof befindet sich eine Art Vergnügungspark. Das müssen wir uns heute Abend nochmal ansehen. Aber sicherlich wird keiner von uns beiden mutig genug sein, mit einem dieser Fahrgeschäfte mitzufahren.

Und dann werde ich von einer alten Frau über den Haufen gerannt. Vermutlich geht sie seit Jahrzehnten oder, so wie sie aussieht, auch schon seit Jahrhunderten exakt diese Strecke. Und nun steht da plötzlich so ein Tourist im Weg.

Land:Bolivien
Ort:Uyuni
Reisedatum:04.12.2018 - 05.12.2018
Autor:Manuel Sterk
Veröffentlicht:18.12.2018
Leser bisher:171

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