Besonders schön sind sie nicht, finde ich, aber beeindruckend sind sie auf alle Fälle: Die Quindío-Wachspalmen, die höchsten Palmen der Welt, nur in Kolumbien gibt es sie. Die heißen bestimmt Wachspalmen, weil sie so hoch wachsen. Vielleicht aber auch, weil sie eine dicke Wachsschicht auf der Rinde haben.
Jedenfalls sind diese Palmen wirklich extrem hoch. Bis zu sechzig Meter. Das wäre beispielsweise wie ein Hochhaus mit gut zwanzig Stockwerken. Es gelingt mir nicht, auf einem Foto die Größenverhältnisse irgendwie abzubilden. Obwohl, auf manchen Fotos sieht man unten neben den Palmen ein paar Menschen, wenn man genau hinschaut, und dann kann man sich die Größenverhältnisse vielleicht doch ein wenig vorstellen.
Um zu diesen Wachspalmen zu kommen, fahren wir mit einem alten Willys-Jeep von Salento in das Valle de Cocora. Es ist erstaunlich, wieviel Leute man mit so einem Jeep transportieren kann. Unterwegs steigen noch zwei ältere Männer dazu, die Jeeps sind hier also so etwas wie Busse, und da drinnen kein Platz mehr ist, bleiben sie einfach draußen am Trittbrett stehen und halten sich während der Fahrt irgendwie am Dachgestänge fest.
In Cocora erwartet uns eine knapp fünfstündige Wanderung durch das Tal, zunächst kontinuierlich bergauf, die letzte Stunde davon ziemlich steil. Am Ende stellen wir fest, dass wir einen großen Teil dieser Wanderung gar nicht hätten machen müssen, um zu den Wachspalmen zu kommen, wir hätten nur am Anfang anders abbiegen müssen. Allerdings hätten wir dann diesen traumhaft schönen Weg verpasst: Zunächst an blühenden Bäumen vorbei, eingerahmt in eine wunderschöne Gebirgskulisse, danach durch tiefgrünen Nebelwald. Immer wieder müssen wir den Fluss überqueren, zumeist über extrem wackelige Hängebrücken, weiter geht es an kleinen Wasserfällen vorbei. Alleine schon wegen dieser Wanderung hat sich der Ausflug hierher gelohnt.
Wir befinden uns mittlerweile auf knapp 3000 Metern Höhe. Grüne Weiden mit Kühen, Walderdbeeren am Wegesrand, dichter Wald, Palmen - und das alles auf dieser Höhe. Bemerkenswert.
Auf dem Weg zurück nach Salento haben wir Glück, unser Willys-Jeep ist verhältnismäßig leer. Wir hoffen, dass das kleine Restaurant noch geöffnet ist, das wir gestern entdeckt haben: In einem fensterlosen Raum in der Größe einer Garage bekommt man für umgerechnet 1,70 Euro ein erstaunlich gutes Essen inklusive Suppe, Getränk und einer Banane als Nachtisch. Und wir haben schon wieder Glück, das Restaurant hat noch etwas zu essen für uns.
Land: | Kolumbien |
Ort: | Valle de Cocora |
Reisedatum: | 16.03.2018 |
Autor: | Manuel Sterk |
Veröffentlicht: | 01.07.2018 |
Leser bisher: | 227 |
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